Charakteristische Merkmale

 

Fast jeder Sammler der modernen Makondekunst kennt diese Situation: Ihnen wird ein wunderbares aber unsigniertes Objekt angeboten - ohne viel Erfahrung wird der Schnitzer des Stückes manchmal nicht zu bestimmen sein. Diese Seite soll Ihnen dabei helfen, Skulpturen dem jeweiligen Künstler mittels charakteristischer Merkmale seines individuellen Schnitzstils zuzuordnen. Unter den Makonde gab es schon immer sogenannte Fundi (Suaheli für "Meister ihres Fachs"), die teilweise eine kleine Anzahl von Schülern im Schnitzen unterrichteten. Da manche dieser Schüler zeitweise in Stilen ähnlich denen Ihrer Meister gearbeitet haben, kommt es bei der Zuordnung manchmal auf kleinste Details an.

 

Was Ihnen unabhängig von der Zuordnung bewusst sein sollte: Jedes Stück Makondekunst - signiert oder nicht - ist ein wertvolles Stück, wenn es sauber ausgeschnitzt ist und seinen eigenen Charakter besitzt. Simple Stücke und einfache Touristenkunst sind relativ leicht zu erkennen.

 

Im Fall, dass Sie beim Ausbau dieser Seite helfen wollen, indem Sie uns etwas über Ihre Beobachtungen berichten oder mit der Zusendung eigener Bilder von speziellen Merkmalen unterstützen, setzen Sie sich bitte mit mir in Verbindung. Gerne kann die Seite auch um weitere Künstler erweitert werden. Ich und die anderen Sammler werden sich darüber freuen.

  


Dastani, Simon Nyedi

Der wohl bekannteste Makonde-Schnitzer. Seine schlanken, gelegentlich bis über 150cm hohen Frauenskulpturen sind jedem Sammler bekannt. Sie zeigen häufig Körper von Mutter und Kind. Die Mutter mit prallen Brüsten und einem um die Hüften geschlungenen Tuch dargestellt. Letzteres ist immer fein und sehr sauber strukturiert. Im oberen Teil seiner Stücke stellt er häufig Kalebassen, Maiskolben oder Bananen als stilisierte Köpfe dar. Gesichter sind, falls real gearbeitet, häufig mit dem typischen Lippflock versehen. Neben den langen schlanken Figuren hat Dastani aber auch zahlreiche kompaktere Werke geschaffen - auch hier ist sein Stil meist in der Ausarbeitung von Gesichtern gut erkennbar. Spätere Stücke sind sehr häufig signiert, teilweise in abgewandelter Schreibweise: Dasitan(i) oder Dastan.

Sehr rühe Stücke von ihm weisen teils feine Längsriefen in Segmenten der Skulpturen auf, Gesichter hat er aber schon damals in einem eigenen Stil gehalten (s. rechtes Bild und Max Mohls Bände).

 

    

     Schüler:

     Sohn: Dastani, Simuni: Stil wie Vater, Skulpturen meist stämmiger, aus kürzeren Stammsegmenten gearbeitet.

     Mwanga, Augustino / Agostino (s. unten)

     (Sohn: Dastani, Nyedi)

     (Sohn: Dastani, Boniface)

 


Mwanga, Augustino

Er hat sich stilistisch teilweise sehr stark an Dastani Nyedi orientiert (Bild 2), aber daneben auch seinen eigenen Stil entwickelt (Bild 1). Was seine Stücke aber unverwechselbar macht, sind feinste geschnitzte Strukturen im Bereich von Augen und Mündern, oft aber auch an "Verästelungen" der Figuren, wie auf den beiden rechten Bildern zu erkennen.

Meiner Meinung nach hat Mwanga die schönsten, weil handwerklich bis ins Detail perfekten, Skulpturen geschaffen.

 

    

 


Anangangola, Hossein / Abunawasi oder Abunuwasi oder auch Anangangola, Maimba und (lt. ICONE D'AFRICA) Zacharia Anangangola Marimba

Er arbeitet in einem unverwechselbaren Stil: aufwendige Shetani, meist aus mehreren Figuren bestehend, die im Ujamaa-Stil eng ineinander verschlungen sind. Gliedmaßen und zahlreiche Verbindungselemente sind gleichmäßig dünn dargestellt und wirr abgewinkelt verzweigt. Typisch für ihn sind die zusätzlichen großen Augen, die an tentakelartigen Gebilden über den Gesichtern dargestellt sind. Ohren sind großflächig, innen fein strukturiert. Oftmals interagieren die Figuren mit einem großformatigen Chamäleon oder einer dünnen Schlange. Fast immer brettartige sehr flache Sockel, spätere Stücke häufige sauber und typisch signiert.

 

   

     Schüler:

     Chanuo

     Atanasi

 


Kashimiri, Matayo / Mwatayo oder Cosmel

Seine Krokodilshetani sind mitunter die bekanntesten Werke moderner Makonde-Kunst. Charakteristisch sind vor allem das Gebiss und die Augen der Shetani. Er wechselt zwischen langgezogenen krokodilartigen und breiten flachen Gesichtern, meist mit Großen Ohren ab. Die Ohren sind beidseitig glatt und die Augen liegen meist schon im Ohrenansatz. Viele seiner Shetani tragen hornartige schnörkelige Gebilde und zeigen die Zunge. Zunge und der innere Teil des Mundes sind fein strukturiert. Typisch für Matayo ist die Signatur mit verrundetem "A" in Kashimiri.

Nafasi Mpagua, der als Schüler Kashimiris ebenfalls Krokodilshetani geschnitzt hat, stellt diese lt. Kammerer-Grothaus mit einer kleinen Schlange im Mund dar (Skulpturen aus Ebenholz - Kunst der Makonde S.77).

 

   

     Schüler:

     Sohn: Kashimiri, Ambros

     Nafasi Mpagua

 


Clementi Matei:

Beeinflusst von arabischen und indischen Schnitzereien hat er einen ganz speziellen Stil entwickelt. Seine Skulpturen sind häufig vergleichsweise mächtig und schon alleine deshalb in Europa selten zu finden. Wunderschön gearbeitete, fast maskenartige, Gesichter sind zentrale Elemente seiner Werke - typisch und meines Wissens nach einzigartig ist das florale "Beiwerk" in seinen Skulpturen. Fast in jeder sind Elemente von Pflanzen zu finden. In weichen Formen schlingen sich lianenartige Gebilde durch die Skulpturen und münden in wulstige Blätter. Die Oberflächen seiner Schnitzereien sind sehr fein und detailreich gearbeitet, die Iris der Augen ist teilweise in hellem Holz eingesetzt. 

 

    

     Schüler:

     Econe, Leonardo

     Madundi, Bogi

     Matao

 


Christiano Madanguo:

Einer der wildesten Schnitzer! Seine Werke sind kaum mit denen anderer Schnitzer zu verwechseln. In hellem Licht betrachtet, wirkt die Oberfläche fast wie ein bearbeiteter Edelstein - das schwarze glatte Holz reflektiert facettenreich. Ohne die sonst typischerweise polierte Oberfläche wirken seine Skulpturen auf den ersten Blick rau und unfertig....aber das Gegenteil ist der Fall. Seine Stücke sind äußerst durchdacht, oft mit einer tiefgründigen Botschaft als Titel versehen und haptisch eher glatt. Meist sind sie sehr schwer, weil kompakt ohne Durchbrüche gearbeitet, und relativ kurz. 

Charakteristisch sind für seine Figuren, neben der behauenen Oberfläche, die in feinen Riefen geschnitzten makondetypischen Schmucknarben und weitere mittels feiner Riefen betonte Strukturen. Häufiger stellt er auch Kreuze und Ketten als Symbole für den christlichen Glauben oder Schmuck dar.

 

   

 


Felix Malyi oder Mali :

Kubistischer Stil. Oberfläche ähnlich grob behauen wie Madanguo, meist aber stärker abstrahiert und teilweise keine Wesen erkennbar, da die geometrische Form für ihn im Vordergrund steht.

 

    

 


Mbangwende Morris:

Eine gewisse Ähnlichkeit sehe ich zu Chanuos Werken. Besonders die teilweise zur Seite verzerrten Gesichter sind eine Parallele. Unabhängig davon sind Mbangwendes Skulpturen an der Darstellung der Augen, oftmals mit feinen Wimpern, der mit vielen kleinen rundlichen Vertiefungen dargestellten Haare und der Nase sehr gut zu erkennen. Der häufig weit geöffnete Mund ist im Innern mit einer feinen Oberflächenstruktur versehen. Auch der fast immer extrem abstrahierte Stil macht die Zuordnung von Mbangwendes Stücken verhältnismäßig leicht.

 

    

 


Nafasi Mpagua oder auch Nafesi:

Er hat längere Zeit mit Kashimiri gearbeitet, dabei aber seinen eigenen, sehr typischen Stil entwickelt. Auch seine Shetani weisen häufig die groben Zahnreihen ähnlich derer Kashimiris auf, die Augen sind aber völlig anders gestaltet. Bei Nafasis Stücken sind diese kleiner, ohne ausgeprägte Lider und auffällig erhaben gearbeitet - fast wie die Augen eines Krebses. Die Nasen sind fein gearbeitet und häufig haben seine Stücke eine Art Knick im Rumpf.

Nafasis Signaturen sind erhaben herausgearbeitet. Oftmals stellt Nafasi seine Shetani-Kompositionen mit einer dünnen Schlange dar.

 

   

 


Chanuo, Maundu

Obwohl er in der Literatur auch als Schüler Anangangolas genannt wird, sehe ich zu dessen Werken keine Parallelen. Chanuo liegt stilistisch irgendwo zwischen Dastani und Mbangwende, wobei seine Skulpturen am ehesten mit denen Mbangwendes zu verwechseln sind.

Häufig bestehen seine Shetani-Kompositionen aus mehreren, vergleichsweise realistisch dargestellten, schlanke Menschen. Einzelne Gesichter sind meist stark abstrahiert, andere wieder realistisch gearbeitet. Wie Mbangwende stellt auch er teilweise Augen und Mund einzelner Figuren stark vergrößert dar. Einzelne Shetani kenne ich von Chanuo allerdings nicht - er stellt seine Stücke meist aus mehreren miteinander verschlungenen Figuren dar. Auch habe ich bislang keine unsignierte Skulptur von ihm gesehen. Seine Signatur ist meines Wissen nach immer in sehr feiner Schrift ausgeführt (s. Signaturen).

 

  

 


Lilanga, George oder Lilanga di Nyama

DER Revolutionär unter den Makonde. Früher schnitzte er wohl ebenfalls typisch in Ebenholz (wie u.a. in einer japanischen Sammlung zu sehen), schwenkte aber später auf helleres Holz um und kolorierte seine Werke im unverkennbaren Stil. Ein Lilanga ist auf den ersten Blick zu erkennen...ob es aber wirklich einer ist, wird selbst mit manchem Zertifikat nicht zweifelsfrei zu klären sein.... aber dazu haben sich für mein Empfinden andere schon mehr als ausreichend geäußert...und gestritten.

 

  

 

     Zusammenarbeit unter anderen mit:

     Kapanda, Noel

     Malaba, Augustino (Georges Onkel)

     Malaba, Vitan

     Karinto, Roberto

    


 

...to be continued soon.